Gibt es Menschen oder Gruppen in deinem Leben, die in dir eine starke Wut auslösen?
Wünscht du dir, dass sich diese Menschen ändern würden?
Hast du schon einmal versucht diese Menschen zu ändern und bist daran gescheitert?
Wir begegnen immer wieder Menschen, die wir herausfordernd erleben. Das können wir nicht ändern.
Was wir ändern können, ist, wie wir…
- mit diesen Menschen,
- mit den Gefühlen und Urteilen, die diese in uns auslösen,
…umgehen.
Wie gehst du damit um?
Ähh…
Urteilst du über die Person oder Gruppe und nährst so Feindbilder? Oder grenzt du dich ab und konzentrierst dich auf deine Werte?
Was ich typischerweise beobachte, ist, dass sich viele Menschen (unbewusst) entscheiden, sich auf ihre Feindbilder zu konzentrieren.
In diesem Artikel lade ich dich ein, diese Wahl zu überdenken.
Was sind Feindbilder?
Feindbilder sind verinnerlichte Urteile, die wir über eine andere Person oder Personengruppe haben.
Wenn dich eine Person wiederholt nervt oder stört, entwickelst du über die Zeit ein bestimmtes Bild von dieser Person. Dieses Bild ist meistens angereichert mit Urteilen. Wie z.B. “komischer Typ”, “fauler Sack”, “Idiot” etc…
Oft ist uns nicht bewusst, dass wir durch unsere Urteile in der Wirkung genau diese Person und unsere Verachtung ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit stellen.
Das Zentrum unserer Aufmerksamkeit ist wesentlich für unsere Entwicklung.
Ein alter Indianer Häuptling saß mit seinem Enkel an einem Lagerfeuer. Er begann zu sprechen: ‘In mir kämpfen zwei Wölfe. Einer ist rachsüchtig, hasserfüllt, neidisch und eifersüchtig. Der andere ist liebevoll, mitfühlend, dankbar und großzügig.’
Der Enkel fragte den Häuptling neugierig: ‘Und welcher Wolf gewinnt?’
‘Der, den ich füttere…’
Welchem Wolf willst du mehr Aufmerksamkeit schenken?
Unsere Feindbilder loslassen
Nelson Mandela schaffte, womit viele von uns kämpfen: Uns zu versöhnen und unsere Feindbilder loszulassen.
Nachdem Nelson zum Staatspräsident gewählt wurde, lud er einen Staatsanwalt zum Abendessen ein, der ihn Jahre vorher noch mit der Todesstrafe bestrafen wollte. Er hatte guten Grund harte Urteile über diesen Staatsanwalt zu entwickeln, entschied sich aber dennoch für diesen Akt der Versöhnung.
Dadurch war Nelson freier als viele von uns. Durch unsere Urteile und Feindbilder, nähren wir Ärger und Hass – bauen so unser eigenes Gefängnis.
Wenn du Feindbilder loslässt, kannst du deine eigenen Werte in deine Lebensmitte stellen und danach leben, fühlen und handeln.
Nelson Mandela ließ seine Feindbilder los und stellte seine Werte der Versöhnung und Nächstenliebe in seine Lebensmitte.
Welche deiner Werte bleiben auf der Strecke, wenn du dich auf Feindbilder konzentrierst?
Lass deine Feindbilder los und bestimme selbst, was du ins Zentrum deiner Aufmerksamkeit stellst:
Transformiere deine Feindbilder
Francois Beausoleil hat einen Prozess entworfen, um Feindbilder loszulassen. Folgende Fragen und Anregungen basieren leicht angepasst auf den von ihm entworfenen Prozess.
Der erste Schritt ein Feindbild aufzulösen, ist…
Die Fakten klarzustellen
Meistens wenn Urteile gefällt werden, sind Fakten mit Urteilen vermischt.
A: „P. hat mich betrogen!“
B: „Was genau hat P. gemacht?“
A: „Naja sie war nicht ehrlich zu mir!“
B: „Was konkret hat P. gemacht?“
A: „Sie hat sich mit meinem Freund getroffen, ohne mir davon zu erzählen.“
Am Fakt anzukommen, macht die Realität nicht weniger schmerzhaft, aber es hilft mir, mir im nächsten Schritt Mitgefühl zu geben.
Dir selbst zuhören und Mitgefühl zu geben.
Etwas, was die andere Person oder Gruppe tut, entspricht nicht deinen Werten. Es funktioniert nicht für dich und löst womöglich Ärger und Wut aus.
Begegne deinen ausgelösten Gefühlen, dem Ärger und nimm den Ärger einfach wahr. Wo im Körper kannst du den Ärger spüren? Eine Enge im Hals? Brennen in deiner Brust?
Akzeptiere den Ärger, er darf da sein. Dann verläuft Ärger wie viele andere Gefühle: Sie kommen, haben einen Höhepunkt und gehen wieder.
Was ist, darf sein. Was sein darf, verändert sich.
Frage dich, was dir der Ärger zeigen will: Welches Bedürfnis von dir kommt auf, wenn du an die Situation denkst?
Vielleicht wünschst du dir eine verantwortliche und respektvolle Zusammenarbeit?
Wenn du dich ganz gehört hast und dir selbst etwas Mitgefühl, für die schwierige Situation gegeben hast, gehe zum nächsten Schritt.
Sieh den Menschen im Anderen
Wir sind alle Menschen mit Gefühlen, Bedürfnissen, Erfahrungen etc… Wenn wir beginnen, uns zu verurteilen, werden wir vom Menschen zu einem Hindernis.
Bist du bereit den Menschen im Anderen zu sehen?
Frage dich, wie sich die andere Person in der besagten Situation fühlte und was sie brauchte.
Vielleicht war die andere Person unruhig und brauchte Sicherheit?
An diesem Punkt ist es wichtig, dass du Verständnis und Zustimmung unterscheidest: Dass du die andere Person verstehst, bedeutet nicht, dass du dem Verhalten zustimmst oder es gut findest.
Jeder Mensch macht in jedem Moment das Beste, was er/sie gerade tun kann
Gewaltfrei heißt nicht nur Verzicht auf Gewalt und Widerstand, heißt auch nicht etwa die andere Wange hinhalten. Gewaltfrei ist eine viel schwierigere Aufgabe – nämlich Verständnis und Einfühlung in die Ängste, die Unwissenheit, Hilflosigkeit und Unsicherheit der Menschen und Faktoren, die gewaltvolles Handeln hervorrufen.
Gandhi
Viele Faktoren haben Einfluss darauf, welche subjektiven Wahlmöglichkeiten eine Person zu einem bestimmten Zeitpunkt wahrnimmt.
Welche Stimmung hatte die Person zu diesem Zeitpunkt?
Was hat sie im Leben bis zu diesem Moment erlebt und gelernt?
etc…
Aus diesen subjektiv wahrgenommenen Wahlmöglichkeiten macht sie das Beste, was sie gerade kann.
Gute Menschen, böse Menschen
Der nächste Schritt Feindbilder aufzulösen, ist, Menschen grundsätzlich eine positive Intention zu unterstellen.
Dabei geht es einfach um ein positives Grundbild des Menschen: Wenn einem Menschen die Möglichkeit gegeben wird, von Herzen zu geben, dann tut die/der das auch.
Die Annahme ist kein Fakt, aber sie funktioniert.
Sie erlaubt dir bestimmt und wertschätzend zu bleiben. Indem ich die andere Person nicht verurteile, gebe ich ihr Raum, sich zu entwickeln.
Fazit
Oft stellen wir Feindbilder ins Zentrum unseres Lebens, was uns hindert in Kontakt mit unseren eigenen Werten zu sein.
Feindbilder können transformiert werden, indem du dich fragst:
- Was genau hat die andere Person gemacht? (Beschreibe ein Fakt ohne Bewertung)
- Was brauche ich? Was funktioniert für mich nicht?
- Welches Bedürfnis will sich das Gegenüber (unbewusst) erfüllen?
- Welche Umstände machen dieses Verhalten gerade zur besten Wahl des Gegenübers?
- Welche positive Absicht könnte hinter dem Verhalten stecken? (Vielleicht ein unbewusstes Bedürfnis zu erfüllen?)
Was macht Sinn für dich, was weniger?
Hat dir der Artikel gefallen? Schreib ein Kommentar oder teile den Artikel mit deinen Freunden. 🙂
Alles Liebe,
Raphael
Dieser Artikel hat mich sehr berührt?
Danke
Danke für deinen wohltuenden Kommentar 🙂