Keine Konzentration kenne ich nicht. Warum? Naja. Ich gebe es zu: Ich kenne das Gefühl.
Vor einer Aufgabe zu sitzen und sich konzentrieren zu wollen.
Gedanken und Erinnerungen kommen und gehen.
Manchmal hilflos zu sein, weil die Aufmerksamkeit ständig von der Aufgabe abweicht.
Doch keine Konzentration? Das kenne ich nicht. In solchen Situationen bin ich sogar höchst konzentriert. Meistens auf Dinge wie: Blumen gießen, Zimmer aufräumen, essen und in schönen Erinnerungen schwelgen.
Die Konzentration ist da. Offensichtlich sind sich nur mein bewusstes Denken und mein Organismus nicht einig, wofür die Konzentration eingesetzt werden sollte.
Wie zwei Ochsen eines Fuhrwagens, die den Wagen in unterschiedliche Richtungen ziehen.
Der übliche Lösungsversuch ist einen der Ochsen stärker anzutreiben. Verbissen versuchen wir, uns doch noch auf die Aufgabe konzentrieren zu können.
„Es muss doch irgendwie gehen… ARGH…“
Doch wie findest du diese Lösung:
Du bringst beide Ochsen dazu, den Wagen in die selbe Richtung zu ziehen.
Wie schaffst du es, dein bewusstes Denken mit deinem Organismus zusammenarbeiten zu lassen?
Du kannst dich nicht auf eine gewünschte Sache konzentrieren. Deine Aufmerksamkeit schweift ab… ja wohin schweift sie ab?
Ich glaube es ist kein Zufall, worauf deine Aufmerksamkeit (wie von selbst?) geht. Mehr noch: es ist eine wertvolle Information darüber, was du brauchst.
Fehlt dir vielleicht Sinnbezug?
Fehlt dir Spaß oder Entspannung?
Nimm die Information ernst, tu etwas für deine Bedürfnisse.
Konzentriere dich darauf, deine Bedürfnisse zu balancieren und beobachte, ob deine Ochsen den Karren dann in eine gemeinsame Richtung ziehen.
Nutze den Flow
Die Ochsen ziehen deinen Wagen in die selbe Richtung? Jetzt ist es an der Zeit an Fahrt zu gewinnen. (Und zwar nicht durch eine knallende Peitsche.) 😉
Darum geht’s im zweiten Teil dieses Artikels. Was kannst du tun, um dich intensiv auf eine Sache zu fokussieren (=Flow).
Vor einigen Wochen las ich einen Artikel auf dem Blog markmanson.net
Darin ging es um Fragen, die dir helfen sollten an deine Lebensvision zu finden/gestalten.
Eine Frage lautete:
„Was lässt dich essen und trinken vergessen?“
Für mich waren das früher Computerspiele. Ich konnte Stunden spielen. Die Zeit verflog. Ich war vollkommen im Flow. (Das Phänomen sollte vielen Computerspielern bekannt sein.¹)
Obwohl ich in den letzten Jahren nur noch sehr wenig spiele, ist es für mich immer noch unglaublich fesselnd.
Ich konnte mich konkret mit anderen Spielern messen. Ich hatte Ziele. Ich bekam für alles, was ich im Spiel machte, sofortiges Feedback über meinen Fortschritt. Und: Ich war gut darin.
Ich fand meine Leidenschaft für Computerspiele nicht immer toll. Doch seit ich den Artikel gelesen habe, ist mir bewusst geworden: Diese Erfahrung ist eine große Ressource. Die Spielprinzipien sind meine Zutaten für meinen persönlichen Flow.
Nicht das Spiel selbst hat mich in den Bann gezogen. Es war die Möglichkeit etwas zu meistern. Mich mit anderen zu messen und sofort Rückmeldung über meine Fortschritte zu bekommen.
Diese Prinzipien wende ich jetzt immer an, wenn ich eine Fähigkeit meistern will.
Ich stelle fest, wo ich stehe, setze ein Ziel und arbeite dann daran. Ich suche Möglichkeiten regelmäßig Rückmeldungen über meinen Fortschritt zu bekommen. Auf dem Weg zum Ziel bin ich im Flow und vergesse zu trinken und zu essen.
Der Trott der Ochsen wurde zum Galopp.
Was lässt dich trinken und essen vergessen?
Welche Prinzipien und Sehnsüchte stecken eigentlich hinter dieser Tätigkeit?
Und wie kannst du diese Prinzipien/Sehnsüchte nutzen, um im Flow für eine Sache zu brennen?
Kommentiere, was deine Antwort auf diese Fragen ist. Ich bin super neugierig. 🙂
Dieser Artikel war Teil einer Blog-Party (Parade) von lebenskünstler.at. Schau vorbei, um andere Artikel zum Thema Flow zu finden.
Alles Liebe,
Raphael
Quellen und mehr zum Thema:
¹ Why do people play on-line games? An extended TAM with social influences and flow experience
markmanson.net/life-purpose
Gewaltfreie Kommunikation
Fotos:
© Depositphotos.com/DonyaNedomam
jaymantri.com
[…] Raphael von no-right-no-wrong.com […]
grandioser artikel. danke raphael.
besonders die drei fragen
Was lässt dich trinken und essen vergessen?
Welche Prinzipien und Sehnsüchte stecken eigentlich hinter dieser Tätigkeit?
Und wie kannst du diese Prinzipien/Sehnsüchte nutzen, um im Flow für eine Sache zu brennen?
und der vergleich mit dem computerspielen (messbar, ziele,…) hat einen klick verursacht
liebe grüße david
Hallo David, freut mich.
Schau dir auch mal diesen Artikel an: markmanson.net/life-purpose
Der wird dir sicher auch gefallen! 🙂
LG
Raphael
Das letzte mal, dass ich zu essen und trinken vergas, war als ich einen neuen job in der Gastronomie angenommen habe, was oft sehr stressig sein kann. Ich bin neu und hoffe akzeptiert zu werden. Im Prinzip ist es vor allem deshalb, weil ich Geld brauche und den Job nicht verlieren will. Das Geld brauche ich, um meine Miete zu bezahlen und der Rest wird gespart um zu verreisen. Ich denke es sind vor allem Träume die mich motivieren, fokussiert zu arbeiten.
Hallo Christine,
danke für’s Teilen deiner Antwort.
Jetzt bin ich neugierig: Hast du das Prinzip auch schon angewendet und hat es funktioniert?
Freu mich von dir zu hören.
Hi Raphael,
schöner Artikel! Ich habe letztens herausgefunden, dass ich mich ganz gut als Scanner bezeichnen kann. Sprich: viele verschiedene Interessen, bisweilen die Aufmerksamkeitsspanne einer Taube und unglaublich schnell zu begeistern.
Natürlich ist es für mich auch oft eine Herausforderung mich konzentriert einer Sache zu widmen. Wenn ich auf der Couch sitze und lese, geht das ganz gut. Wenn ich (aus beruflichen Gründen) Facebook nutzen muss, dann ist es schon schwieriger, wieder in einen konzentrierten Zustand zu finden.
Mittlerweile helfe ich mir durch eine Visualisierung: Direkt links neben meinem Arbeitsplatz schreibe ich mir immer groß meine aktuelle Aufgabe auf. Das funktioniert bis jetzt ganz gut 🙂
Und, wohlgemerkt: Ich liebe alles, was ich tue. Vorher war es noch schlimmer 😀
LG, Nils
Hallo Nils,
danke für dein Kompliment 🙂
Ich kenne das Konzept Scanner noch nicht, werde mich da mal einlesen. Der Zustand kommt mir jedenfalls bekannt vor! 😀
Ja, Visualisierungen sind toll – ein großartiges Mittel, um sich gut zu konzentrieren. (Meine Fähigkeit dazu ist allerdings noch ausbaufähig.) Danke für deinen Beitrag!
Liebe Grüße,
Raphael
Hallo Raphael,
ein schöner Artikel zu einem meiner Lieblingsthemen. Für mich ist der Flow eins der geilsten Gefühle überhaupt. Ich erlebe ihn oft beim Schreiben, beim Musik machen oder wenn ich künstlerisch tätig bin; also immer, wenn ich etwas erschaffe, von dem ich mir vorher nicht ganz sicher war, ob es mir gelingt. Wenn ich während des Erschaffens merke, dass ich besser bin, als erwartet – dann bin ich voll im Flow und vergesse Essen und Trinken und die komplette Zeit. Ich kann mich in Richtung Flow bewegen, indem ich meinen Leidenschaften, meiner Begeisterung, dem Kribbeln in meinem Körper, folge. Manchmal ist das ziemlich spontan und früher hab ich mir gesagt: „Nee, du kannst jetzt nicht einfach mit dem Malen anfangen. Du wolltest doch erst was essen.“ Aber gerade dann, wenn ich mich dennoch für’s Malen entscheide (als Beispiel), komme ich häufig in den Flow. Der eigenen Intuition vertrauen spielt da für mich auch rein.
Liebe Grüße
Anna
Hallo Anna,
danke für deinen Beitrag. 🙂 Finde ich toll, dass du den Aspekt mit dem Vertrauen auf die eigene Intuition noch reinbringst. Finde ich auch sehr wichtig, um mich zu konzentrieren oder in den Flow zukommen.
Alles Liebe,
Raphael