Mein Verlangen nach mehr…

Manchmal packt es mich – das Verlangen.

Wenn ich morgens aufstehe und mein erster Gedanke zu einer Serie geht.
Wenn mein erster Gedanke einem Computerspiel gilt.
Wenn ich arbeite und Dinge erledige und mich nur der Gedanke antreibt, später voll abzutauchen – in eine andere Welt.

In eine Welt, in der ich schnell belohnt werde – voll Abenteuer und doch risikofrei.

Ich versetze Berge, rette Welten und wachse über mich hinaus – in diesen Welten.

Während ich in der realen Welt Aufgaben ohne viel Leidenschaft abhake und der einzige Gedanke, der mich vorwärtsbringt, der Gedanke an diese anderen Welten ist.

Wenn ich meinem Verlangen nachgebe bin ich richtig gut gelaunt – in Stimmung und voll Selbstvertrauen.

Doch kann ich diesem einmal nicht nachgehen, jagen mich Frust und schlechte Stimmung.
Kleinigkeiten verletzen mich und ich bin schnell angeschlagen.

Wie kann ich mit diesem Verlangen umgehen?

Ich entschied mich, dem Verlangen ein Ja und ein Nein zu geben: Ein Nein zu den Einladungen mich in diesen Welten zu versenken. Und ein Ja zu den Bedürfnissen, die diese anderen Welten in mir stillten:

Tiefe Versenkung, Flow, Entspannung, Klarheit und Wachstum.

Heute fühle ich mich frei und etwas nüchtern – ohne diese anderen Welten.

Frei, in der realen Welt über mich hinaus zu wachsen und meinen Weg zu gehen.

Auch wenn ich mich etwas nüchtern und verkatert fühle vom Verlangen nach mehr.

Mit der Zeit kehren auch alte Vertraute wieder zurück.

Nicht nur Frust, Verwundbarkeit und schlechte Stimmung besuchen mich – auch wunderbare Gewohnheiten treten wie von selbst wieder in mein Leben.

Ich greife wieder zur Gitarre und beginne morgens meine Träume zu notieren – ganz leicht ohne Zwang oder Schwere.

Wie zu der Zeit bevor ich begann mehr und mehr dieser Welten zu verschlingen.

Wie aus einem Traum bin ich wieder zurück – zurück in dieser Welt.
Noch sehe ich sie etwas nüchtern. Doch es ist schön wieder mit ihr verbunden zu sein.

Verbunden mit der Welt und zugehörig zu einem größeren Ganzen.

Verbunden mit mir und meinem tieferen Selbst.

Diese Verbundenheit ist es wert, auch einmal schlecht gelaunt zu sein und nein zu sagen, zum Verlangen nach mehr. Während ich neugierig bin, welche anderen Wege ich finde, diese anerkennenswerten Bedürfnisse zu erfüllen, die hinter dem Versinken in diesen Welten stecken.

Alles Liebe,
Raphael

  1. Paul Antworten

    Schön, auch mal von deinen Unebenheiten zu lesen. Dich nicht nur makellos zu erleben. Sondern perfekt unperfekt. Die neue Richtung deines Blogs gefällt mir…

    • Raphael Antworten

      Danke für Deinen Kommentar – das Wortspiel perfekt unperfekt gefällt mir sehr! In diese Richtung wird es definitiv weiter gehen. Danke für die Bestätigung! 🙂

  2. Daniel S Antworten

    Ich bin erleichtert zu lesen dass ich nicht alleine mit diesem Verlangen bin – Akzeptanz „Ich bin OK“.
    Dieses Gefühl, dieses Verlangen, diese Gier, diese Unlust – und die Lust mich von meiner eigenen Unzufriedenheit abzulenken. Dieses „Ich will mich wohlfühlen – sofort!!“.

    Tiefe Versenkung, Flow, Entspannung, Klarheit und Wachstum…

    Klarheit erfüllt es mir auch! Danke dafür 😀
    Das hab ich beim Lesen entdeckt. Dieses „endlich mal nicht nachdenken ob ich das wirklich so will“. Die Zweifel lassen sich mit „Cheats“ ganz gut stumm schalten (So nenn ich mal die Strategien um sich kurzfristig glücklich zu fühlen, aber nicht nachhaltig funktionieren). Und es ist schön wenn im Kopf Mal keine Disskusion ist. Einfach mal abschalten…

    Bei mir steckt noch Leichtigkeit, Spaß, Freude und Lebendigkeit drin.

    Klarheit bzw. Abschalten ist für mich am relevantesten.

    Welche (möglichst) nachhaltig funktionierenden Strategien gibts dafür?

    Jemanden um ein Empathie-Gespräch bitten (z. B. Giraffenhotline)
    Tanzen, Duschen, Musizieren, Obst essen (vll als Smoothie), Sport, Schlafen, Meditieren, Wut ausdrücken (Boxersack, ins Kissen schreien, einen Raum aufsuchen wo man laut sein kann, Streit-Rollenspiel), Massiert werden, ab in die Natur, Universum Dokus schauen (orftvthek – da gibts immer nur eine Doku online), TEDtalks schauen, Musik hören, auf die eigene Kraftfragenliste schauen, Lachyoga, Lustige Katzenvideos schauen, …

    Was sind deine Strategien Raphael?

    • Raphael Antworten

      Hallo Daniel,

      danke für deinen Kommentar! 🙂

      Cheats beschreibt die Strategien sehr gut.

      Nachhaltige Strategien sind für mich Strategien, in denen ich „Self-Care“ praktiziere: Sport, treffe Freunde, esse gesund und pflege einen Rhythmus der mich unterstützt und mir die notwendige Basis gibt, um zu wirken und lebendig zu leben. 🙂

      • Daniel Antworten

        Gerne – Danke für den Artikel!! 🙂
        Ich hab noch 3 Fragen:

        Schaffst du es in den Momenten, wo das Verlangen sehr groß ist, nachhaltige Strategien zu wählen?

        Kennst du das Bedürfnis nach „Einfach mal Abschalten“?

        Glaubst du hinter diesem Verlangen steckt immer das selbe Bedürfnis (zB Erholung) oder glaubst du es könnte sein dass zB Fernsehen eine „Allround Strategie“ ist?
        Mit der wir versuchen manchmal Spaß, manchmal Erholung oder Sinn, Entspannung, Lernen, Neuland, Abenteuer, Verbindung, Lebendikeit und vielleicht mehr zu erfüllen?
        Quasi, wenn wir merken „da zwickt was, da ist was unerfüllt“ -> Bäm: Allround-Strategie – Da wird das schon dabei sein.
        So wie zB Antibiotika heute leider oft verwendet wird.

  3. Raphael Antworten

    Hallo Daniel,

    nein ich schaffe es nicht immer. 🙂 Wenn wir überarbeitet sind ist unser Bedürfnis nach Erholung vl. oder unsere Erschöpfung der Trigger, den Fernseher einzuschalten. Wenn wir fernsehen, erfüllen wir uns aber auch viele andere Bedürfnisse: In einem Liebesfilm: Bedürfnis nach Nähe, Liebe etc. durch die Identifikation mit dem Protagonisten.

    Manche Strategien wie Fernsehen, Computerspielen etc. sind emotionale Schmerzmittel für die wir eine Abhängigkeit entwickeln. Das sind zumindest zurzeit meine Gedanken dazu. 🙂

    LG,
    Raphael

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