Wünscht du dir manchmal herauszufinden, was wahr ist und was nicht?
Woran du glauben sollst und woran nicht?
Ich finde den Wusch wirklich berechtigt. Die Antwort verspricht uns Klarheit und Stabilität.
Aber ist die Wahrheit wirklich wichtig?
Oder ist unser Glaube nicht ungleich wichtiger?
Wahrheit gibt es nur auf persönlicher Ebene
Das, was ich glaube, ist meine Wahrheit.
Das, was ich im Moment fühle und empfinde ist meine Wahrheit.
Wahrheit ist abhängig vom Standpunkt. Worauf zum Beispiel das Doppelspaltexperiment in der Quantenphysik hinweist. Ich bin kein Physiker – doch das Experiment zeigt klar, dass die Bewegung von Photonen vom Beobachter abhängt. Gibt es einen Beobachter, bewegen sich die Photonen anders, als in der Bedingung ohne Beobachter. Das kann am Muster erkannt werden, das die Photonen bilden, wenn sie eine Projektionsfläche erreichen.
Wir brauchen aber nicht auf die Wissenschaft zu schauen, um die „Relativität der Wahrheit“ zu belegen. Auch unsere eigene Erfahrung belegt das.
Als Kind habe ich mich mit meinem Freund gestritten, wo rechts und links ist. Wir standen uns gegenüber, ich zeigte nach rechts und sagte, dort sei rechts. Mein Freund wollte davon nichts wissen und zeigte in die andere Richtung und sagte, dort sei rechts. Wir stritten uns solange bis wir bemerkten, dass wir beide recht hatten – wenn wir nebeneinander standen. Wir lächelten, fasziniert von dieser Erkenntnis.
Ich kann nichts beurteilen, ohne meinen Standpunkt zu berücksichtigen.
Meine Herkunft.
Mein Wissen.
Meine Erfahrungen.
Meine Bedürfnisse.
Meine Kultur.
All diese Faktoren machen meinen einzigartigen Standpunkt aus, von dem aus ich die Dinge betrachte und interpretiere.
Auch die Wissenschaft ist nicht völlig objektiv und muss sich auch als Betrachter mit einem Standpunkt wahrnehmen (wie im Doppelspaltexperiment).
Glaube ist wichtiger als allgemeine Wahrheit
Gibt es die eine eindeutige Wahrheit?
Ich habe keine Hinweise dafür gefunden. Selbst die Wissenschaft tut sich schwer, etwas zu 100% zu belegen. Alles, was wir zu wissen scheinen, sind Theorien, für die es mehr oder weniger eindeutige Belege gibt.
Und ist es wirklich wichtig, ob es diese eine Wahrheit gibt, oder nicht gibt?
Viel wichtiger ist mir, wofür wir uns entscheiden zu glauben; was wir durch unseren Glauben, zu unserer persönlichen Wahrheit machen.
Woran glaubst du?
- Du könntest zum Beispiel daran glauben, dass es böse Menschen gibt;
- Oder, dass Sicherheit, Ordnung und Tradition um jeden Preis bewahrt werden müssen;
- Oder, dass man, wenn man mehr hat, als man braucht – lieber längere Tische bauen sollte, anstelle von Zäunen.
Woran glaubst du?
Dein Glaube hat große Auswirkungen auf dich.
Er kann dich durch Schwierigkeiten hindurch tragen. Dir ein volles Leben geben. Er kann dir das Leben aber auch schwer machen, wenn dein Glaube Hass und Angst nährt.
Woran glaubst du?
Und wie fest?
Die Festigkeit deines Glaubens macht den Unterschied zwischen Erfolg und Niederlage, Heilung und Tod, Erfüllung und Niedergeschlagenheit, Sicherheit und Unsicherheit.
Im Film Serenity (ein Trashfilm – sei dir dessen bewusst, wenn du diesen Film jetzt googlest) tritt der Protagonist gegen einen Widersacher an. Die Berater des Protagonisten warnen ihn und meinen, sein Widersacher habe einen stärkeren Glauben als er.
Als ich das hörte, klingelte es in mir. Glauben? Glauben woran? Sein Widersacher glaubte fest an seine Sache und das machte ihn selbstsicher, stark und gefährlich. Und all das, obwohl sich am Ende herausstellte, dass sein Glaube ihn getäuscht hatte.
Auch in der Gesundheit spielt Glaube eine große Rolle. Der Placebo-Effekt ist nichts anderes, als der Glaube zu gesunden. Während der Nocebo-Effekt der Glaube ist, zu erkranken oder zu sterben.
Die Macht unseres Glaubens kann bis zum Tod führen. Zum Beispiel bei dem Mann, der sich in einem ausgeschalteten Kühlwagen einsperrte. Er dachte aber der Kühlwagen sei eingeschaltet und starb an seinem Glauben (und Unterkühlung, obwohl die Temperatur nicht übermäßig kalt war).
Auch Anthony Robbins schien sich der Wichtigkeit des Glaubens bewusst zu sein. Er riet seinem in Afrika erkrankten Sohn, er solle das Medikament nehmen, an das er glauben könne.
Wann gibt uns Glaube Sicherheit und wann macht er uns unsicher?
Dazu habe ich nur Vermutungen und meine eigenen Erfahrungen.
Wenn ich keinen Glaube habe oder pflege, fühle ich mich unsicher. Ich übernehme automatisch Glaubenshaltungen unserer Gesellschaft. Wie z.B. der Glaube, dass sich mein Wert an meiner Leistung misst.
Erst vor kurzem war mir noch nicht wirklich bewusst, woran ich glauben will. Als ich mir die Frage das erste Mal stellte, war die Antwort jedoch schnell klar:
Ich weiß das klingt jetzt kitschig. Und ich schreib es trotzdem:
Die erste Antwort, die in mir auf die Frage auftauchte ist: Liebe.
Du kannst es aber auch Gott, Brahman, Dhamma, Chi oder anders nennen.
Es ist die Kraft in dieser Welt, die alles zusammenzuhalten scheint. Das Teilchen nach dem auch Physiker suchen. 😉
Der Glaube an die Liebe als Zentrum meines Lebens, gibt mir Sicherheit über alle Lebensbereiche hinweg. (Gefühlt macht es mich sicherer und selbstbewusster als der 30 Tage Comfortzone Challenge Online Kurs.) Ich kreise nicht um mich, sondern um etwas größeres uns alle verbindendes und Sinn stiftendes.
Eine einfache Frage, mithilfe derer ich diesen Glauben nähre ist z.B.:
Was würde die Liebe tun?
Die Frage stelle ich mir vor allem in Situationen, in denen ich überfordert oder unsicher bin. Ich erwarte keine Antwort und doch kommt sie oft und zeigt sich wie von selbst in meinem Verhalten.
Und woran glaubst du?
Und wie fest?
Welche Auswirkungen hat dieser Glaube auf dich?
Woran willst du glauben?
Was bräuchtest du, um fester daran zu glauben?
Teile deine Antworten in den Kommentaren!
Ich freue mich, von dir zu lesen.
Alles Liebe,
Raphael
Hi Raphael,
ich stimme dir zu 100 Prozent zu. Glaube ist wichtig. In einem Transformers Film (nicht unbedingt die besten Filme ich weiß :D) behauptet der Hauptdarsteller, dass sich Einstein irrt. Alle lachen ihn aus.
Darauf hin habe ich mich gefragt, was wenn wirklich Dinge in der Physik, die wir zu wissen glauben falsch sind und nur aus Zufall klappen oder weil wir so nah an der „Wahrheit“ sind, dass es eben geradeso gut geht.
Die Hummel kann physikalisch auch nicht fliegen. Sie weiß es nur nicht.
Da fällt mir folgendes Zitat von Konfuzius ein:“He who says he can and he who says he can’t are both usually right“
Grüße
Dario
Hi Dario,
danke für die tolle Ergänzung zum Artikel! 🙂
Das Beispiel mit den Hummeln habe ich mir sofort notiert. Dazu ist mir noch ein anderes eingefallen. Kleine Babies können anscheinend auch schwimmen, wenn man sie ins Wasser legt. Erst später „verlernen“ sie es wieder. Ob das auch etwas mit Glauben zu tun hat? Keine Ahnung aber vielleicht.
Ja ich finde es auch wichtig, sich immer eine gesunde Skepsis über die „zurzeit akzeptierte Wahrheit“ zu behalten. Von daher thumps up für Transformers. 😀
Grüße,
Raphael
Bitte gerne 🙂
Bei den Babys ist das soweit ich weiß ein Reflex, der verloren geht. Mein Vater war mit mir beim Babyschwimmen 😀
haha OK. Also Babies sind nicht geeignet als Beispiel – zumindest nicht, um die Annahme hier zu veranschaulichen. 😀
Hallo Raphael,
bzgl. Wahrheit – mir gefällt da folgende Geschichte (Ausschnitt des wesentlichen Teils):
***
„Wohin gehst du?“, fragte der Soldat. “Wenn du nicht die Wahrheit sagst, wirst du sofort aufgehängt.“
„Ich gehe zu diesem Galgen, um daran aufgehängt zu werden“, teilte ihm der Mulla mit.
„Das glaube ich dir nicht!“, bekam er zur Antwort.
„Nun, wenn ich gelogen habe“, sagte er, „dann hängt mich doch auf.“
„Aber dadurch würde ich ja das, was du geantwortet hast, zur Wahrheit machen!?“
„Genau“ , stimmte ihm der Mulla zu, – „und zwar zu deiner Wahrheit …“
***
Tja wie oft beeinflussen wir die Wahrheit – bzw. wie oft handeln wir so, dass wir im nachhinein Recht haben… Die selbsterfüllende Prophezeiung hat es wohl genauso in sich, wie der oben angeführte Placebo-Effekt 🙂
lg
Hey Jürgen,
danke dir für die großartige Geschichte und Ergänzung – habe ich mir sofort abgespeichert. 🙂
Liebe Grüße,
Raphael